Mit dem Ziel, den Beruf Künstler*in zu untersuchen und die Grenzen des Berufsfeldes zu erörtern, wurde eine Arbeitsgruppe eingesetzt. Darüber hinaus wurde der Thematik eine Gruppenkonferenz gewidmet.

Die folgenden Thesen sind Ausdruck der Pluralität, der Dynamik und der Unschärfe der Veränderungsprozesse einerseits, Ausdruck der Offenheit gegenüber anderen Positionen, Entwicklungen, und Diskursen andererseits.

 

These 1 – Womit beschäftigen sich Künstler/innen und in welcher Weise?

Der künstlerische Prozess ist ein beständig suchender, forschend ringender und ein fragender. Er will nicht instrumentalisiert oder mit Erwartungen durch Politik, Wirtschaft und Gesellschaft belastet werden. In diesem Sinne verhandeln Künstler*innen Politisches, Ethisches und Existenzielles in eigener Verantwortung.

 

These 2 – Wer definiert eigentlich das Berufsbild? Wen schliesst es ein und wen aus?

Der «Beruf Künstler*in» ist keine geschützte Berufsbezeichnung, deswegen aber nicht schutzlos. Er ist eng an qualitative Fragestellungen und Lebenshaltungen geknüpft. Unabhängig davon, ob über einen formalen Bildungsweg oder eine autodidaktische Auseinandersetzung: letztlich definieren Künstler*innen die Ansprüche an ihren Beruf und dessen Ausübung selbst.

 

These 3 – Hat der künstlerische Handlungsspielraum Grenzen?

Kunst ist ein Gefäss mit vielen Inhalten, geprägt von Vielfalt, Veränderungen und Möglichkeiten. Kunst ist ebenso ein Raum des Konjunktivs, des Was-wäre-wenn, also ein Raum der Vision und gesellschaftlichen Utopie. Ist Kunst denn auch ein Ort der Einmischung in alle Lebensbereiche, offen für eine gestaltbare Zukunft und wachsam für die stets neu zu interpretierende Vergangenheit? Künstler*innen handeln aus Betroffenheit, sie verhandeln Möglichkeiten und Begrenzungen.

 

These 4 – Wie wirkt und was bewirkt professionelles Kunstschaffen?

Alle profitieren von der Kunst, denn ihre Inhalte und Manifestationen entwickeln Gesellschaft und Kultur weiter. Mit mehr oder weniger Verzögerung, mit mehr oder weniger Anerkennung eignet sich die Gesellschaft auf diesem Weg Identität an. Die Gesellschaft bestätigt dadurch, dass Kunst und der Beruf Künstler*in einen Stellenwert haben.

 

Claim (Conclusio und Kompetenzen)

Im Berufsfeld Kunst verhandeln wir Möglichkeiten und Grenzen. Wir handeln politisch, ethisch und existenziell. Wir definieren uns und mischen uns ein – antizipierend, transformierend und manifestierend. Wir sind gegenwärtig! Und erst recht, wenn wir die Zeit, die gekommen ist, im Diskurs reflektieren und die Kunst, die verhandelt und gemacht wird, als Zeugnisse gesellschaftlicher Identität begreifen.