Kunst und Moral
Jg. 125, Ausgabe 2023 I CHF 28

Nachhaltiges Verhalten wird oft gleichgesetzt mit moralisch richtigem Verhalten. Was bedeutet das für ein nachhaltiges Kulturschaffen? Und was ist uns wichtiger – das moralisch unbedenkliche Handeln oder die Kunstfreiheit?

Diese und ähnliche Fragen haben wir uns und den Autorinnen und Autoren der diesjährigen Schweizer Kunst unter dem Titel «Kunst und Moral» gestellt und sehr unterschiedliche, hochspannende Antworten erhalten. Als Einstieg in ein doch eher komplexes Thema wollten wir vom Ethiker Christof Arn wissen, was denn eigentlich Moral ist. Maya Minder fragt den Chatbot GPT-4, wie nachhaltiges Kunstschaffen aussehen soll. Dem gegenüber steht Claudius Webers philosophische Abhandlung über den Begriff der Moral, die uns vorführt, dass die Suche nach Antworten sich einiges schwieriger gestaltet, als die künstliche Intelligenz vermuten lässt. Christoph Draeger dann ist der dezidierten Meinung, dass es zur Pflicht und Verantwortung von Kunstschaffenden gehöre, gegen die moralischen Vorstellungen der Gesellschaft zu verstossen. Cornelia Hesse-Honegger erzählt aus ihrem Leben zwischen Wissenschaft und Kunst und davon, wie sie in ihrer Arbeit den Einfluss des Menschen auf kleinste Lebewesen untersucht. Auch Julian Charrière beschäftigt sich mit den Auswirkungen des Menschen auf den Planeten und gibt in einem Interview Einblick in sein Schaffen. Mit dem Beitrag von Brigitta Hauser-Schäublin zu den umstrittenen Benin-Bronzen sind wir mitten in der Diskussion über das Zusammenspiel von Kunst und Moral gelandet.

Eigens für das Heft schuf Birgit Kempker eine Bildstrecke zum Thema Moral. Und wie jedes Jahr äusserten sich auch unsere Mitglieder wieder – dieses Mal zum Thema «Doppelmoral».